A0704: Warum ist Japan etwas ganz Besonderes? – Teil 5

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Die Wanderer hatten viel zu tun, um den Umzug in die neuen Behausungen vorzubereiten, weil sie zwar nicht viel aus dem untergegangenen Raumschiff retten konnten, aber das, was sie mitnahmen, konnten sie weise einsetzen. Es gab einige Utensilien, die sie verbergen mussten, damit die Dorfbewohner nicht argwöhnisch wurden, wenn die Technologie offensichtlich zur Schau gestellt wurde. Die Notunterkünfte wurden so weit abgebaut, dass sie notfalls wieder schnell errichtet werden konnten. Die Ankunft der Wanderer sollte einer Prozession gleichkommen, damit die Dorfbewohner auch beeindruckt sind, wenn die verkörperten Geister in das Dorf einkehren. Als die Tageszeit verabredet wurde, wählten die Wanderer nicht umsonst die Morgendämmerung, weil der Morgen eines Tages auch den Anfang symbolisiert. Die Wanderer hatten vor, diesen ersten Tag weise zu nutzen, um die Gunst der Dorfbewohner für sich zu gewinnen. Ihr Aussehen stellte dabei die größte Hürde dar, sodass sie sich allerhand Schabernack ausdachten, um die Stimmung im Dorf positiv zu beeinflussen. Sie kannten die Sagen der Bevölkerung und sie hatten einen Plan ersonnen, wie sie sich selbst in diese Sagen integrieren konnten, ohne die Grundlage der Sagen zu sehr zu beeinflussen. Sagen sind dafür da, um den Zuhörer ordentlich zu beeindrucken, sodass immer ein Funke Wahrheit darin steckt und vieles drumherum gewoben wird, um die Geschichte richtig ausschmücken zu können. Der Glaube an Geister rührt daher, dass Menschen auf allen Planeten in ständiger Furcht leben und gleichzeitig auch unheimlich neugierig sind. Das führt immer dazu, dass Geschehnisse, die unheimlich erscheinen, sofort mit geisterhaften Wesen in Verbindung gebracht werden, um sie irgendwie erklären zu können. Je weiter sich eine Spezies entwickelt, desto weniger glaubt sie an Geister, weil die Spezies lernt, dass fast alles erklärbar ist, auch wenn das Wissen darüber oft noch unglaublicher erscheint als der Glaube an Geister. Daher wussten auch die außerirdischen Forscher, was sie tun mussten, um den Glauben neu zu definieren, und zwar in einer Art und Weise, dass das japanische Volk eines Tages selbst dahinterkommt, wer denn diese Wanderer wirklich waren. In der japanischen Folklore sind so viele Hinweise dazu angelegt worden, sodass ihr heute eins und eins zusammenzählen könnt, um auch zu dieser Erkenntnis zu kommen. Die außerirdischen Forscher hatten von Anfang an das dringende Bedürfnis, dass die zukünftigen Japaner aus ihrer Folklore eines Tages erkennen würden, wer die verkörperten Geister wirklich waren. Diese fünfzehn außerirdischen Forscher haben vieles unternommen, damit dieses Wissen noch heute in der Kultur der Japaner vorhanden ist, auch wenn es heute noch nicht als das entdeckt wurde, was es eigentlich darstellt. Als die Prozession der verkörperten Geister in das Dorf einkehrte, taten die verkörperten Geister vieles, was ihr heute als Schabernack bezeichnen würdet. Die Dorfbewohner waren zutiefst verunsichert, was die Neuankömmlinge eigentlich taten, bis das erste Gelächter ausbrach, weil sich ein verkörperter Geist so urkomisch vor den Dorfbewohnern aufführte und die Dorfbewohner nicht anders konnten als in schallendes Gelächter auszubrechen. Das hob die allgemeine Stimmung im Dorf dermaßen an, dass selbst die Kinder es den verkörperten Geistern nachmachten und sich urkomisch bewegten. Die verkörperten Geister hatten allerhand Attraktionen vorbereitet, die sie nach und nach zündeten. Als die Prozession zum Halt kam, beruhigte sich plötzlich alles und eine unheimliche Stille übermannte das Dorf. Nun trat der Dorfälteste und sein Dorfvorsteher aus der Menge der Dorfbewohner und sprach die folgenden Worte.

»Liebe Anwesende, heute ist ein denkwürdiger Tag, weil nach so langer Zeit eine Gruppe der verkörperten Geister zu uns kommt, um ihr Wissen mit uns zu teilen. Sie haben die beschwerliche Reise zu uns unternommen, damit wir ihre Lebensart erlernen, weil ihr Herkunftsgebiet viele Möglichkeiten bietet, die wir nicht einmal erahnen können. Wir werden viel von ihnen lernen können, deswegen sollten wir diesen Tag in Ehren halten, um uns in alle Ewigkeit daran zu erinnern, welch ein denkwürdiger Tag dies doch ist. Wir werden diesen Geistern Unterschlupf gewähren, so als wenn sie zu unserer Gemeinschaft gehören, ganz so, als wenn sie zu unserer Familie gehören. Dafür danke ich euch, meine Freunde und ich danke den verkörperten Geistern dafür, dass unser Dorf als würdig angesehen wurde. Nun lasst uns den restlichen Tag ein Freudenfest feiern, damit wir ihn nie vergessen werden.«

So schloss der Dorfälteste seine Ansprache und alle Dorfbewohner versammelten sich auf einem nahegelegenen Feld, um zu essen und zu trinken und ganz besonders, um die Neuankömmlinge zu begutachten. Denn das Aussehen der verkörperten Geister war zum einen überaus schockierend und zum anderen waren die Dorfbewohner von ihrer Neugier gefangen, die nun stärker wirkte als die vorherige Angst vor diesen Wesen. Kinder hatten es am leichtesten und sie gewöhnten sich recht schnell an die telepathische Verbindung zu den verkörperten Geistern. Die Erwachsenen hatten zuerst noch große Probleme, weil sie überhaupt nicht begriffen hatten, warum das eigentlich funktioniert. Als jeder Dorfbewohner sich zumindest bei einem verkörperten Geist vorgestellt hatte, gab es eine weitere Ansprache, die dieses Mal von dem Oberhaupt der verkörperten Geister gehalten wurde.

»Freunde, wir sind heute hier angekommen und freuen uns, dass ihr uns willkommen heißt. Wir kommen aber nicht nur, damit ihr ein Fest feiern könnt, sondern wir haben eine Aufgabe übernommen, die uns zu euch brachte. Wir sind nun fast so wie ihr, aber wir haben viele Geheimnisse mitgebracht, die wir euch verraten dürfen. Dafür müsst ihr aber zuerst belegen, dass ihr würdig seid und das zeigt ihr uns damit, dass ihr genau zuhört, was wir euch beibringen werden. Wenn ihr eifrig seid, dann erhaltet ihr viele unserer Geheimnisse, die euer Leben viel einfacher und auch fortschrittlicher machen werden. Ihr erfahrt, wie ihr eure Äcker richtig bearbeiten und was ihr für Pflanzen anbauen könnt, die euch nicht so viel Ärger bescheren werden. Wir werden die Pflanzenkunde ebenso lehren, wie auch die Heilkunst. Ihr werdet neue Werkzeuge erhalten, die ihr gut einsetzen könnt und wir werden euch in etwas schulen, das euer geheimes Wissen bewahrt, ohne dass es eines Tages verfälscht wiedergegeben werden kann. Ihr alle gehört ab sofort auch zu unserer Gemeinschaft, die wir beschützen wollen, darum werden wir euch in der Kriegskunst unterweisen, sodass wir zusammen einer zukünftigen Gefahr gelassen entgegentreten können. Wir haben allerlei Zaubertricks mitgebracht, die ihr erlernen könnt, ohne dass sie euch schaden werden. Wir freuen uns auf die zukünftige Zeit, bis wir wieder heimkehren dürfen, wenn unsere Aufgabe zufriedenstellend erledigt wurde. Daher bitte ich euch, gut zuzuhören und euch beim Erlernen der Fertigkeiten größte Mühe zu geben. Danke für dieses Fest, es ist ehrenwert und voller großartiger Speisen. Danke Freunde, lasst uns essen und trinken.«

So schloss der Anführer der verkörperten Geister seine Ansprache, die von dem Dorfbewohner vorgetragen wurde, der die wahre Identität der Wanderer kannte. Das Fest war ein voller Erfolg und an diesem Abend wurden noch viele tiefsinnige telepathische Unterhaltungen geführt. Der Dorfvorsteher hatte die Aufgabe, die verkörperten Geister den Dorfbewohnern zuzuordnen, damit jedes Wesen auch eine Bleibe bekam, in der es wohnen konnte. Nicht viele Dorfbewohner erklärten sich bereit, einen verkörperten Geist bei sich aufzunehmen, aber nach dem Fest waren doch viele Dorfbewohner froh darüber, dass diese verkörperten Geister viel angenehmer erschienen als erwartet. Auch wenn das Aussehen für eine lange Zeit das Gesprächsthema der Dorfgemeinschaft war, bis auch das Aussehen für die Dorfbewohner eines Tages nur noch zweitrangig war, wenn die verkörperten Geister thematisiert wurden. Viele Kinder waren aus dem Häuschen, weil die verkörperten Geister ständig etwas Unvorhersehbares unternahmen, was sie amüsierte. Aber allen Dorfbewohnern war bewusst, dass diese verkörperten Geister nicht da sind, um Späßchen zu machen, sondern um ihre Aufgabe zu erledigen. Viele Dorfbewohner merkten auch recht schnell, was das für die gesamte Dorfgemeinschaft bedeutete. Zuerst wurden die Äcker neu bestellt und vieles, was die Dorfbewohner vorher für die bevorstehende Ernte taten, schien nun überholt zu sein, weil die verkörperten Geister völlig neues Wissen über den Ackerbau in die Dorfgemeinschaft brachten. Nachdem dort die ersten Schulungen erfolgt waren, wurde auch ein Unterrichtsplan erstellt, in dem viele Künste weitergegeben wurden. Unter anderem auch die Künste der Selbstverteidigung, weil die Dorfbewohner doch immer wieder einmal von marodierenden Mörderbanden aufgesucht wurden, die nicht nur einen Teil der Ernte für sich beanspruchten, sondern auch vieles taten, was die Dorfbewohner zutiefst verängstigte. Dieser Unterricht war auch zum Selbstzweck, weil kämpferische Handlungen zwar von den Wanderern ausgetragen werden konnten, aber sie waren nur fünfzehn Wesen und das ist immer ein Nachteil. Wenn die Dorfbewohner in diesen Künsten unterrichtet wurden, dann lag das Hauptaugenmerk auf der Verteidigung. Die strategische Kriegsführung war zwar ein Thema, aber es wurde immer mehr Wert auf die Verteidigung gelegt. Die Dorfbewohner oder ihre Nachkommen sollten nicht eines Tages zu Eroberern werden, die immer mehr Landstriche für sich beanspruchen wollen, um ihre Macht auszubauen. Das kam zwar später im Laufe der japanischen Geschichte dazu, aber das war nie die Intention der Wanderer. Alle Schulungen wurden zuerst nur von den verkörperten Geistern gegeben und einige Zeit später bildeten sich Untergruppen, die von sehr lehrreichen Dorfbewohnern unterrichtet wurden, sodass das Schulungssystem Gestalt annahm. Die Künste der Selbstverteidigung wurden immer intensiver geführt, sodass sich eines Tages daraus eine Kaste bildete, die dann in den sagenumwobenen Samurai mündete, aber bis es so weit war, sind viele tausende Jahre vergangen. Im nächsten Teil werden wir den Fortschritt der Dorfbevölkerung thematisieren, weil dieses Dorf für alle Zeit in den Geschichten der Japaner weiterlebt.

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