A0709: Warum ist Japan etwas ganz Besonderes? – Teil 10

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Die Wanderer hatten nicht vor, gegen die Streitmacht anzutreten, aber wenn es nicht anders ginge, dann musste Edo sich verteidigen und da die Wanderer Menschen waren, die ein hohes mentales Potenzial aufwiesen und sehr weitsichtig waren, konnten sie auch viele folgende Situationen vorausahnen. Diese heranschreitende Streitmacht war etwas, was ihnen von Anfang an bewusst war, weil sie wussten, dass so etwas eines Tages eintreten musste. Sie wollten den Konflikt nicht gewaltsam lösen und vieles, was sie vorher schon als Konzepte den Dorfbewohnern von Edo vermittelten, sollte auf lange Sicht so etwas verhindern. Die Wanderer wussten, dass die Vermögensaufteilung ein wichtiger Schritt war, aber sie wussten auch, dass das die Missgunst nicht vollkommen eliminieren kann. Kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, dann konnte Edo sich verteidigen. Wenn der Konflikt so ausgetragen wird, dann ahnten die Wanderer, dass diese Streitmacht in der einen oder anderen Form immer wieder vor den Toren von Edo auftauchen wird, daher haben sich die Wanderer einen weiteren Schlachtplan ausgedacht, wie der Konflikt auch beendet werden kann und das auf eine nachhaltige Art und Weise. Was sie genau taten, werden wir euch noch verraten, aber zuvor möchten wir euch in einer strategischen Art einen Krieg zu beenden unterweisen, die zu keinem Blutverlust führt, auch wenn das nicht immer zu vermeiden ist. Stellt euch zwei Länder vor, die ein schlechtes nachbarschaftliches Miteinander pflegen. Eines Tages könnte sich ein Land dazu genötigt fühlen, statt nur Worten auch Taten folgen zu lassen. Warum kommt es eigentlich zu solchen Situationen, fragen wir? Weil ein Land sich betrogen fühlt. Das ist nicht nur unter Menschen so, sondern auch unter Gruppen, Ländern und ganzen Planeten. Wenn eine Partei meint, dass die gegnerische Partei mit unlauteren Mitteln agiert, dann fühlt sich diese Partei dazu genötigt, andere Mittel einzusetzen, die der gegnerischen Partei zeigen sollen, dass sie sich bedroht oder betrogen fühlt. Ein gewichtiges Mittel dabei ist nicht nur das Bedrohen eines Gegners, sondern die handfeste Auseinandersetzung ist ein probates Mittel, seinem Gegner die Leviten zu lesen. Dann muss bestenfalls der Gegner anerkennen, dass er sich selbst über das gewöhnliche Handeln hinaus nicht sonderbar beliebt gemacht hat. Wenn wir bei den Ländern bleiben, dann kann eine Übermacht eines Landes dazu führen, dass der Gegner einsieht, dass er gegen diese Übermacht nicht ankommen kann. Somit erkennt der Gegner an, dass er sich unterzuordnen hat, wenn es um den bevorstehenden Konflikt geht. Die Übermacht kann aber auch der soziale Status sein, weil ein sehr vermögendes Land andere Mittel hat als ein armes Land. Wenn ein sehr armes Land versucht, sich gegen ein äußerst reiches Land durchzusetzen, dann kann der soziale Status des Landes nicht in die Waagschale geworfen werden. Es ist eher so, dass dann das arme Land versuchen muss, militärisch das reiche Land in die Schranken zu weisen. Was hat das mit Edo zu tun, fragen wir? Edo war ein reiches Dorf mit einem sehr hohen sozialen Status und da alle anderen Dörfer nicht an den Reichtum und den sozialen Status von Edo herankamen, konnten sie sich nur militärisch gegen Edo behaupten, weil sie sich selbst ungerecht behandelt fühlten. Was machen Länder in so einer Konfliktsituation?

  1. Sie kämpfen gegeneinander, bis ein Sieger feststeht.
  2. Sie verhandeln, um zu erkennen, warum überhaupt die gegnerische Partei in den Krieg ziehen will. Ist erst einmal bekannt, was das eigentliche Problem darstellt, müssen immer beide Kriegsparteien aufeinander zugehen, damit eine Pattsituation eintreten kann, bei der beide Parteien ohne Gesichtsverlust Zugeständnisse machen können. Dann würden beide Parteien als Sieger hervorgehen und der Konflikt kann mit einem ausgehandelten Friedensvertrag beendet werden.
  3. Wenn beide Parteien keine vorherige Kommunikation hatten, sodass es vorher keine Möglichkeit gab, den bevorstehenden Konflikt zu beenden, dann muss er blutig ausgetragen werden, aber nicht so, wie ihr es annehmt. Nehmen wir an, zwei Könige ziehen mit ihrer Streitmacht gegeneinander in den Krieg. Nehmen wir weiter an, dass die Kampfstärke beider Kriegsparteien ebenbürtig ist. Was würde beim Austragen der kriegerischen Handlung geschehen, fragen wir? Sie würden sich theoretisch bis zum letzten Mann bekämpfen und da die Könige zumeist im Hintergrund agieren, müssten als letzte Personen diese beiden Könige gegeneinander antreten, um zu entscheiden, wer nun als Sieger hervorgeht. Wäre es dann nicht einfacher, die beiden Könige handeln es unter sich aus und die Heerscharen bezeugen diesen Zweikampf? Genau so ist es auch vor den Toren von Edo geschehen.

Als die Streitmacht vor den Toren von Edo stand, war die Spannung auf beiden Seiten des Konfliktes zu spüren. Das Haupttor von Edo öffnete sich und ein verkörperter Geist und ein Beschützer traten hervor. Das Haupttor schloss sich und die beiden Personen schritten unter den Augen der Streitmacht auf sie zu. Als sie direkt vor der Streitmacht standen, befahl der verkörperte Geist seinem Beschützer auf die Knie zu fallen. Als der Dorfbewohner tat, was der verkörperte Geist befahl, enthauptete der verkörperte Geist den Dorfbewohner und übergab den Kopf dem Strategen der Streitmacht, der nun hervorkam, um nachzusehen, was gerade geschah. Der Stratege wusste nicht, was das sollte und fragte nach.

»Hey, was enthauptest du vor unseren Augen deine Leute, was soll das alles? Sprich oder du stirbst!«

»Ich wollte euch ein Geschenk überbringen, damit ihr versteht, dass wir – das Dorf von Edo – eure Stärke anerkennen. Wir würden nun den Kopf von eurem besten Kämpfer empfangen, damit wir zügig mit der eigentlichen Schlacht beginnen können.«

»Wir enthaupten niemanden von uns für euch, dreckige Bastarde. Wie kommt ihr darauf, dass wir so etwas tun sollten?«

Das war genau der Moment, auf den der Wanderer gewartet hatte. Die Wanderer fokussierten ihren Geist auf die Streitmacht und verbanden sich mit dieser großen Gruppe von Menschen. Als die Verbindung bestand, war keiner Person der Streitmacht bewusst, dass sie telepathische Verbindungen zu den Wanderern hatten, sodass ihnen auch nicht auffiel, dass ihre Gedanken manipuliert wurden. Alle Personen dieser Streitmacht sahen im übertragenen Sinne das, was ihrer Realität entsprach, aber die Wanderer fügten neue Bilder hinzu. Diese Bilder waren so schauderhaft und präzise, dass die Streitmacht nicht erkennen konnte, dass es Trugbilder waren, die sie im Kollektiv wahrnahmen. Der tote Dorfbewohner stand wieder auf und setzte sich seinen Kopf auf. Danach stand er kampfbereit vor der Streitmacht, wobei seine Gesichtszüge so verzerrt aussahen, dass jedem Krieger der Streitmacht ein Schauer über den Rücken lief. Das war noch nicht alles, weil nun der verkörperte Geist zu einem Drachen transformierte, der dem kriegerischen Willen der Streitmacht den Garaus machte. Als der Drache vor der Streitmacht stand, sprach er die folgenden Worte:

»Ihr wisst wohl nicht, mit wem ihr es zu tun habt. War mein Geschenk etwa nicht ausreichend, sodass ich diesen Menschen als einen weiteren Geist zurückholen musste? Sprecht, was wollt ihr dann von uns haben, damit endlich die Schlacht beginnen kann?«

Der Stratege der Streitmacht wich vor Entsetzen zurück und wusste nicht, was er darauf antworten sollte, sodass ein Begleiter des Strategen das Wort ergriff, um zu klären, was das alles überhaupt bedeuten sollte.

»Was verlangt ihr von uns? Wir kennen eure Bräuche nicht, deswegen wissen wir auch nicht genau, was ihr von uns erwartet.«

»Wie? Ihr wisst nicht, was das soll? Seid ihr es nicht, die dieses Dorf plündern wollen? Seid ihr es nicht, die meinen, wir – die verkörperten Geister – seien nicht echt? Seid ihr es nicht, die brandschatzen und schlimmeres tun wollen? Warum seid ihr hier, wenn ihr von alldem keine Ahnung habt? Sprich Mensch, meine Geduld hält nicht ewig!«

»Nein, Nein, ihr versteht das falsch, wir wollen das Dorf weder plündern noch niederbrennen, sondern wir fordern nur die Herausgabe der besessenen Menschen, damit sie kein weiteres Unheil stiften können.«

»Unheil stiften? Seid ihr bei Sinnen? Was schwafelst du da, du erbärmlicher Mensch? Sehe ich etwa wie ein besessener Mensch aus? Sieht dieser Untote wie ein besessener Mensch aus? Sprich oder ich verspeise euch in einem Stück!«

»Nein! Ja, ihr habt recht, der Untote sieht besessen aus, aber ihr nicht, wir sind gerade dabei, die Situation neu zu begreifen, also bitte ich euch, mich kurz mit meinen Männern besprechen zu lassen.«

»Hör zu, kleiner Mensch, ich kehre zurück und wenn ihr euch bis dann nicht beraten habt, werden ich und meine Brüder – die anderen verkörperten Geister – zurückkehren und dann werden wir euch vernichten. Hast du vernommen, was ich sagte, kleiner Mensch?«

»Ja, natürlich.«

Der Drache reduzierte seine Form und transformierte wieder zu dem verkörperten Geist. Der Untote neben ihm wurde wieder menschlich und beide Dorfbewohner gingen zum Haupttor zurück, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Als die beiden Personen im Dorf waren und sich das Haupttor wieder schloss, waren sich alle Beteiligten aus Edo bewusst, dass dieser Auftritt ein voller Erfolg sein musste, weil das Murmeln der Streitmacht so lautstark war, dass niemand mehr anzweifeln sollte, dass die verkörperten Geister wirklich Geister waren, die über Macht verfügen, die kein normaler Mensch je erlangen kann. Die Streitmacht konnte nun scheinbar leibhaftig sehen, wie ein Untoter oder ein besessener Mensch aussehen muss, sodass es einen großen Widerstand in der Streitmacht gab, weil nun das eigentliche Problem kein Problem mehr war. Die Streitmacht war dagegen, gegen die verkörperten Geister in den Krieg zu ziehen, aber es gab Krieger, die einen hohen sozialen Stand hatten und diese Krieger wollten nicht mit einem Gesichtsverlust die Rückreise antreten. Einer dieser Krieger forderte den verkörperten Geist zu einem Duell heraus. Das hatten die Wanderer so nicht erwartet, weil die Wahrscheinlichkeit doch sehr gering erschien, dass so eine Situation eintreten konnte. Duelle waren nicht unüblich, aber nicht, um einen Krieg zu entscheiden. Es war jetzt so und die Wanderer mussten mit dieser neuen Situation umgehen, sodass sie eine List ersannen. Als die Duellanten zwischen dem Haupttor und der Streitmacht ihre Stellungen einnahmen, sprach der verkörperte Geist die folgenden Worte:

»Es ist sehr ehrenhaft von dir, dass du deinem Schicksal hier entgegentreten willst. Darum gewähre ich dir auch die Möglichkeit, gegen diese Gestalt von mir zu kämpfen, auch wenn dein Sieg mehr als ungewiss ist. Solltest du mich besiegen, werde ich dir einen Wunsch erfüllen. Wenn du verlierst und ich dich am Leben lasse, dann wirst du deine Streitmacht nach Hause führen und ihr werdet nie wieder gegen Edo in den Krieg ziehen. Habe ich dein Wort?«

»Ja, wenn ich verliere, dann werden wir nie wieder gegen Edo in den Krieg ziehen, aber sollte ich gewinnen, dann werdet ihr mich zum Oberhaupt von Edo machen und ihr werdet auf das hören, was ich befehle.«

»Haha. Gut, wenn du dir so sicher bist, dann werden wir dir deinen Wunsch gewähren. Lasst uns anfangen und ganz Edo und diese Streitmacht werden heute bezeugen, was geschah.«

Der Kampf dauerte nicht lange, auch wenn er viel schneller vorbei hätte sein können, aber dem Wanderer war es wichtig, dass dieser angesehene Krieger sein Gesicht wahren konnte. Nachdem aber der Krieger besiegt war und verteidigungslos und erschöpft am Boden lag, sprach der Wanderer.

»Nun, das war ein guter Kampf und ich freue mich, dass ich gegen so einen starken Krieger kämpfen konnte, aber nun ist es an der Zeit, diesen Kampf zu beenden. Wenn ich dich jetzt am Leben lasse, wirst du dein Versprechen halten?«

Alle Anwesenden warteten gespannt auf die Antwort und der Krieger musste schonungslos anerkennen, dass er selbst gegen einen verkörperten Geist in seiner menschlichen Gestalt überhaupt nichts ausrichten konnte. Daher wollte er auch nicht erfahren, wie es wäre, gegen einen oder gegen alle verkörperten Geister in ihrer Geistergestalt zu kämpfen.

»Ja. Natürlich werde ich mein Versprechen halten und da wir nun alle bezeugen konnten, dass ihr wirklich die seid, die ihr vorgebt, sollte auch niemand anderes auf die Idee kommen, deswegen gegen Edo in den Krieg ziehen zu wollen.«

Der Wanderer ergriff die Hand des Kriegers und half ihm auf, weil er in den Gedankengängen des Kriegers erkennen konnte, dass er es ernst meinte. Die Streitmacht zog wieder ab und alle Krieger der Streitmacht erzählten die Erlebnisse in allen Dörfern weiter, durch die sie wieder zogen, um heim zu kehren. Das Symbol eines Drachens ist in vielen Kulturen vorhanden, aber nicht weil die Wanderer diese Drachengestalt vorführten, sondern der Drache ist vielen Inkarnationen von dem Inkarnieren wohlbekannt. Vieles, was eine Inkarnation tief beeindruckt, kann auch in einem menschlichen Wesen zum Ausdruck gelangen, weil die Inkarnation mit ihrem Bewusstsein auch das Bewusstsein für den Menschen bereitstellt, auch wenn dies nicht detailgetreu erklärt wurde. Der Drache ist einzigartig und auf einigen Planeten leben Drachen, die in vielen Folkloren ansatzweise beschrieben werden. Drachen zeugen davon, dass es etwas gibt, das viel intelligenter und mächtiger ist als ein Mensch je sein könnte. Drachen sind real, wenn auch nicht auf der Erde, aber sie existieren und sie sind in vielen Erinnerungen der Inkarnationen mehr als lebendig. Wenn ihr jemals einem Drachen begegnen solltet, dann nicht in seiner realen Form, sondern ihr könnt sie vereinzelnd als einen Menschen antreffen. Es gibt Inkarnationen, die einen Drachen darstellen, auch wenn es ganz anders zu deuten ist als ihr es jetzt annehmt. Der Blog des Schreiblings enthält einige Informationen zu Drachen, sodass ihr dieses Thema dort in der Tiefe erfassen könnt. Die Wanderer und das Dorf Edo gingen aus dieser Situation gestärkt hervor und bis die Wanderer abreisten, wagte niemand sich gegen Edo zu stellen. In dem vorletzten Blogeintrag dieser Reihe wollen wir nochmals das Leben der Dorfbewohner mit den Wanderern vertiefen, weil auch aus diesen zwischenmenschlichen Beziehungen vieles hervorging, was heute noch Japan zu etwas Besonderem macht.

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